Leserbrief zu „Etikettenschwindel beim Naturschutz?“
Der Überschrift „Etikettenschwindel beim Naturschutz?“ kann man uneingeschränkt zustimmen. Die vorgesehene und bereits ausgeschriebene Maßnahme am Unkelbach unterhalb der Ortslage hat nichts mit Hochwasserschutz, aber insbesondere nichts mit Naturschutz zu tun. Wie man solch eine überzogene Maßnahme naturschutz- und förderungsfachlich durchwinken kann, ist nicht begründbar. Ich habe mir die Mühe gemacht und das zum Ausbau vorgesehene Teilstück des Unkelbaches in diesem Bereich erkundet. Grundsätzlich hat die Stadt Remagen ihre Unterhaltungspflicht auf diesem Teilstück und wahrscheinlich weiter bis zu dem Einlauf in Nähe Sportplatz, nicht erfüllt. Bei regelmäßiger Kontrolle und Durchführung von Maßnahmen wären die Anlandungen, Böschungsabrisse sowie Erosionen sicherlich nicht in diesem Maße erfolgt. Die jetzt geplante „Hau-Ruck-Maßnahme“ ist in dieser Dimension keineswegs erforderlich. Offensichtlich hat man einen wichtigen Punkt total vergessen – die Gewässersohle ist fast auf der gesamten Länge mit Steinen befestigt. Das bedeutet, dass zu den 500 to Steinen, die bereits dort liegen nochmals 800 to Wasserbausteine und 700 to Steinerde aufgefüllt werden. Das hat mit naturnahem Gewässerausbau oder einer Renaturierung nichts mehr zu tun. Wie man zu dieser Maßnahme seitens der SGD und der Kreisverwaltung seine Zustimmung erteilt, ist schleierhaft. Hier wird die Natur zerstört und der Hochwasserschutz nicht verbessert. Über Einzelmaßnahmen in diesem Bereich kann man sich sicherlich unterhalten, aber nicht über diese Naturzerstörung. Grundsätzlich beginnt der Hochwasserschutz oberhalb der Ortslage und nicht unterhalb. Das müssten alle Beteiligten mittlerweile wissen. Deshalb ist es dringend erforderlich eine hydraulische Überprüfung der vorhandenen Gewässer in der Ortslage vorzunehmen und danach die Rückhaltemaßnahmen oberhalb der Ortslage in Richtung Oedingen, aber auch in weiteren Bereichen, zu dimensionieren. Da kommt aber dann wieder die Untere Naturschutzbehörde ins Spiel. Sie fordert Auflagen für Maßnahmen oberhalb von Unkelbach. Das ist total widersinnig gegenüber der erteilten Genehmigung zu der monströsen Maßnahme unterhalb des Ortes. Seit 2016 schiebt die Stadt das Konzept vor sich her, darunter auch ein von der Kreis-FWG entwickeltes Konzept. Lapidar teilt die Stadt mit, dass die Arbeiten am Mühlenweg bei den vorhandenen Grundstückzufahrten vom Bauhof der Stadt im Frühjahr 2019 erledigt wurden. Ich weiß nicht, was der Bauhof dort gemacht hat, aber die dringend notwendigen Arbeiten sind nicht ausgeführt worden. Ich habe selten erlebt, dass man ein Pferd von hinten aufzäumt. Es bleibt zu hoffen, dass die Ausschreibung schnellstens zurückgezogen wird und die notwendigen Schutzmaßnahmen oberhalb und in der Ortslage unverzüglich angegangen werden. Die Unwetter warten nicht auf die Stadt und die Untere Naturschutzbehörde!
Jochen Seifert, Fraktionssprecher der FWG im Kreistag Ahrweiler